Geistliches Wort

Mon, 02 Aug 2021 06:32:25 +0000 von Jörg Sahrhage

© H.-M. Joost
Liebe Leserin, lieber Leser!
Haben Sie Ihren Urlaub schon geplant? Wo soll es denn hingehen? Und werden Sie in einer Ferienwohnung unterkommen, in einem Hotel oder werden Sie sich im Camper oder gar mit dem Fahrrad auf einen Weg begeben? Was ich Ihnen von Herzen wünsche, dass Ihre Seele und mit ihr der Körper zur Ruhe kommt, ob nun äußerlich bewegt oder an einem Ort.
Warum ich Ihnen diese Frage stelle? Sicher, es interessiert mich auch, wie Menschen nach der Pandemie ihren Urlaub gestalten. Aber da ist etwas, was für mich noch tiefer geht. Die Frage nämlich, wie Sie Ihr Leben gestalten. Und diese Frage dringt besonders im Urlaub immer wieder an die Oberfläche.

Wir haben hier keine bleibende Statt, aber die zukünftige suchen wir. (Hebräer 13,14)

So schreibt es der Verfasser des Hebräerbriefes seiner Gemeinde ins Stammbuch. Immer wieder wurde dieser Vers so verstanden, als gehe es darum, auf das Leben nach unserem Tod zu schauen. Es geht meines Erachtens aber eher darum, welchen Inhalt wir als Christenmenschen unserem Leben v o r dem Tod geben. Sind wir bereit innerlich immer wieder aufzubrechen, neu zu beginnen? Wie Abraham und mit ihm viele unserer Mütter und Väter im Glauben?

Am 13. April beschlossen die Kirchenvorstände von Marienrode und Zwölf-Apostel ab 2022 zu einer Gemeinde zu werden. Die neue Gemeinde gibt sich den Namen:

Ev.-luth. Kirchengemeinde Am Pilgerweg in Hildesheim.

„Am Pilgerweg“ benennt erstmal den geografischen Ort. Denn wer mit offenen Augen durch Hildesheim geht, der oder die begegnet immer wie-der einem kleinen quadratischen Schild mit einer stilisierten Jakobsmuschel, gelb auf blauem Grund: Hinweisschild auf den Jakobs Pilgerweg. Außerdem steht mitten in der Innenstadt die Jakobus-Kirche (die seit nunmehr sieben Jahre „Literaturkirche“ ist). In Diekholzen trägt die katholische Kirche ebenfalls den Namen des Herrenbruders Jakobus. Der Weg zwischen beiden Kirchen führt – als so genannter Panoramaweg – an den beiden Kirchen Cosmas und Damian sowie Zwölf-Apostel vorbei. Dies ist eine Etappe der so genannten via Scandinavica, des alten Pilgerwegs, der seit dem Mittelalter von Oslo (deshalb auch „Scandinavica“) über Kopenhagen, Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Celle und Hannover durch Hildesheim hindurch Richtung Thüringen führt, wo er sich mit dem offiziellen Pilgerweg nach Santiago de Compostella vereint.
Das Pilgern ist nicht zuletzt durch das Buch von Hape Kerkeling, „Ich bin dann mal weg“ zu neuer Aktualität gekommen: Sich auf den Weg machen, mit wenig auskommen, innerlich zu Stille und Besinnung finden, auf dem gemeinsamen Weg Menschen unterwegs kennenlernen und nicht zuletzt im Pilgern einen neuen Weg zu Gott finden. Das ist ein anspruchsvolles Ziel, das die „Kirchengemeinde Am Pilgerweg“ sich setzt. Was bedeutet es für eine Kirchengemeinde sich mit ihren unterschiedlichen Traditionen und doch gemeinsam auf den Weg zu machen, bereit zur Veränderung zu sein, auch mit wenig auszukommen? Und was für ein Reichtum täte sich auf, wenn die neue Gemeinde in ihrer Unter-schiedlichkeit zu einem ganz neuen Weg zu Gott fände?!

Ihr und Euer Hans-Martin Joost 
Quelle: Joost
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